Wir nehmen moderne Netzleitstelle in Betrieb
Geschichte der Netzleittechnik
Die Entwicklung der Netzleittechnik ist eng mit der Geschichte der Elektrizität und der Automatisierung von Stromnetzen verbunden. Ihre Anfänge liegen in der Gründungszeit der EGT zum Ende des 19. Jahrhunderts als die Elektrifizierung begann. Zu dieser Zeit wurden die ersten zentralen Stromversorgungssysteme entwickelt, um Elektrizität über größere Entfernungen zu übertragen. Ab 1920 ermöglichten Technologien zur Fernwirkung und Fernsteuerung eine Überwachung und Steuerung von elektrischen Anlagen aus der Ferne.
Erst mit dem Aufkommen der Computertechnologie in den 1970er und 1980er Jahren kam die Netzleittechnik deutlich voran. In den 1990er und 2000er Jahren entwickelte sie sich weg von zentralisierten Kontrollsystemen hin zu dezentralen Lösungen. Fortschritte in der Kommunikationstechnologie ermöglichten es, Daten in Echtzeit über große Entfernungen auszutauschen.
Moderne Smart Grids, Intelligente Technologien, das Internet der Dinge (IoT) und fortschrittliche Analysetools haben die Entwicklung in der Netzleittechnik durch ihre hohen Anforderungen in den letzten Jahren rasant vorangetrieben und die Steuerung von Stromnetzen noch präziser und effizienter gemacht. Und im modernen Stromnetz der Zukunft wird die Leitstellentechnik noch weit mehr Steuerungsaufgaben übernehmen müssen
Wandel der Elektrizität
Die Energiewende setzt Stromnetze unter enormen Druck. Eine Klimaneutralität bis 2045 bedeutet eine Vervielfachung des Ausbaus Erneuerbarer Energien. So sind neben steuerbarer Erzeugung auch zunehmend Stromverbraucher wie elektrische Wärmepumpen und festinstallierte oder stationäre Speicher über intelligente Steuerung in das Netzmanagement einzubeziehen. Auch die sich stark entwickelnde Elektromobilität spielt dabei eine immer größere Rolle. Sie wird in Zukunft nicht nur das Laden des Speichers im Auto sondern auch das Entladen, das sogenannte bidirektionale Laden, ermöglichen.
Mehr Netzsicherheit für die Region
„Unser Investitionsbedarf für den Netzausbau in der Mittel- und Niederspannung liegt jährlich zwischen 7,2 Mio. € und 10,5 Mio. €“, so Erik Hugel, Technischer Geschäftsführer der EGT Energie GmbH. „Die Herausforderungen des steigenden und flexiblen Energiebedarfs auf der einen Seite und einer zeitweisen Rückspeisung von Erzeugungsanlagen auf der anderen Seite dürfen volkswirtschaftlich betrachtet nicht nur durch den Ausbau der Netze, sondern müssen vor allem durch eine bessere Ausnutzung der Netzkapazitäten gemeistert werden. Das funktioniert nur durch gezielte Eingriffe zur Verhinderung von Überlastungen mit einer leistungsstarken Software, wie sie der EGT Energie jetzt zur Verfügung steht“, ist er überzeugt.
Was zu früheren Zeiten eine überwiegend statische Überwachungsaufgabe der Mittelspannungsnetze war, wird sich in Zukunft zu einer dynamischen Überwachungs- und Steuerungsaufgabe bis in die Niederspannungsnetze entwicklen. Diese Aufgaben lassen sich nur durch weitgehend automatisierte Prozesse meistern. „Wir haben uns seit langem mit diesen Herausforderungen auseinandergesetzt und uns für eine umfassende Modernisierung unserer Netzleitstelle entschieden“, erinnert sich Christian Schwarz, der als Leiter Netzservice bei der EGT Energie GmbH die Umsetzung des Projektes verantwortete.
„Wir sorgen hier für den reibungslosen Betrieb von über 1.600 km Stromnetz, 540 Stromstationen, 390 km Gasnetz und 6.000 Gas-Hausanschlüssen sowie der Steuerung unserer zwei Umspannwerke und drei Gas-Übergabestationen. Zu den Hauptaufgaben unserer Netzleitstelle gehört neben dem Steuern, Regeln und Überwachen der Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetze auch die Sicherstellung der Betriebszustände und das Einhalten der Qualitätsparameter der Netze“, erklärt er.
„Auch für das System-, Netzsicherheits-, Einspeise- und Störungsmanagement sind wir zuständig. Darüber hinaus bieten wir Dienstleistungen für Partner an“, so Christian Schwarz. Die Netzleitstelle der EGT überwacht zum Beispiel auch das Netz der Energie-Gesellschaft Unterkirnach und unterstützt im Rahmen eines Kooperationsmodells die aquavilla GmbH.
Aufbau der neuen Netzleitstelle in Triberg
Die neue Netzleitstelle befindet sich in der EGT Hauptverwaltung in Triberg und ist trotz vieler Fenster aus Sicherheitsgründen von außen kaum einsehbar. In den neu gestalteten, hellen Räumen stehen drei perfekt ausgestattete Leitstellenarbeitsplätze zur Verfügung. Der neue Leitraum bietet genug Platz, um die Strom-, Gas- und Wasserversorgung der Region ganzheitlich zu steuern. Jeder Arbeitsplatz verfügt über sechs Monitore und sogar die Stühle überzeugen mit ergonomischen und funktionalen Eigenschaften.
Denn auf ihnen sitzen die Spezialisten in schwierigen Zeiten viele Stunden lang, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. „Für den Notfall wurde ein Krisenraum eingerichtet, der alle Verantwortlichen und Entscheider schnell an einen Tisch bringt“, erklärt Erik Hugel. „Wir sind froh und stolz, heute über modernste Steuerungs- und Anlagentechnik zu verfügen, die auch in Zukunft eine zuverlässige Versorgung der Bevölkerung und der Unternehmen in unserer Region gewährleistet.“